Im Zuge der Ermittlungen nach der Enthüllung der „Panama Papers“ haben Ermittler heute wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung eine bundesweite Razzia durchgeführt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main gingen die Beamten Hinweisen auf versteckte Vermögen nach, die die Verdächtigen mithilfe einer ehemaligen Tochtergesellschaft „einer deutschen Großbank“ angelegt haben sollen. Bei den Beschuldigten handele es sich um „acht vermögende Privatpersonen“.
Deutsche Bank: Keine Durchsuchung von Geschäftsräumen
Wie die Staatsanwaltschaft weiter bekanntgab, durchsuchten die Ermittler private Wohnräume in Bad Tölz, Erkrath, Hamburg, Konz, Simmerath und auf Sylt. Ferner waren die Geschäftsräume von elf Banken und Sparkassen in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Erding, Frankfurt am Main, Köln und Trier sowie die Geschäftsräume von Steuerberatern in Aachen, Hamburg, Hürth und München Gegenstand der Durchsuchungen. Die Deutsche Bank teilte auf Anfrage mit, dass das Institut von den aktuellen Ermittlungen nicht betroffen sei. Die Bank kooperiere mit der Staatsanwaltschaft und gebe alle Unterlagen „freiwillig“ heraus. Daher habe auch keine Durchsuchung ihrer Geschäftsräume stattgefunden.
Die Beschuldigten sollen durch ein von der beschuldigten Tochtergesellschaft „Regula Limited“ auf den Britischen Jungferninseln angelegtes Geflecht aus Offshore-Gesellschaften versucht haben, Kapitalerträge vor deutschen Finanzämtern zu verstecken. Die Ermittler waren nach eigenen Angaben erst durch eine Razzia im vergangenen November auf die jetzt Beschuldigten aufmerksam geworden. Damals waren zwei Tage lang Geschäftsräume der Deutschen Bank durchsucht worden. Im Frühjahr 2016 hatte ein internationales Medien-Netzwerk mit den „Panama Papers“ Finanzströme in der mittelamerikanischen Steueroase enthüllt. Dadurch waren weltweit zahlreiche Politiker, Geschäftsleute und Prominente unter Druck geraten. Die Daten wiesen große Geldströme nach Panama nach, wo Tausende Briefkastenfirmen angesiedelt sind. Ob es sich dabei auch um strafbare Geschäfte gehandelt hat, ist seitdem Gegenstand weltweiter Ermittlungen.
Konzerntochter wurde erst vor einem Jahr abgestoßen
Die Deutsche Bank war jahrzehntelang ein verlässlicher Partner für Geschäfte in Steueroasen. Bis zu deren Verkauf im vergangenen Jahr unterhielt Deutschlands größtes Geldhaus eine Konzerngesellschaft mit dem Namen „Global Trust Solutions“, zu der auch Regula Limited gehörte. Kurz vor der Veröffentlichung der „Panama Papers“ trennte sich die Bank jedoch von der Konzerntochter, fand aber erst Ende März 2018 in NT Butterfield & Son, einer weitgehend unregulierten Bank mit Sitz in Bermuda, einen Käufer. Nach Angaben aus Finanzkreisen soll die Konzerntochter aber bis zum Abschluss des Verkaufs weiter Neugeschäfte gemacht haben.