Die Deutsche Bundesbank hat im vergangenen Jahr einen Überschuss in Höhe von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. 100 Millionen davon flossen wir im Jahr zuvor in die Rücklage für Pensionsverpflichtungen, macht unter dem Strich 2,4 Milliarden Euro für Finanzminister Olaf Scholz. “Ausschlaggebend für den Anstieg sind die höheren Zinserträge aufgrund der Negativverzinsung der gestiegenen Einlagen”, erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Banken und Sparkassen müssen im Zuge der von der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeleiteten Niedrigzinsphase 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei den Notenbanken parken.
Notenbanken verdienen gut am EZB-Anleihenkaufprogramm
Damit trifft der letztjährige Gewinn exakt den Plan des Finanzministeriums, der traditionell 2,5 Milliarden Euro Überschuss für den Bundeshaushalt einplant. Was darüber hinausgeht, wird für den Schuldenabbau eingesetzt. Seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 verzeichnete die Bundesbank in jedem Jahr einen Gewinn – auch wenn dieser in den vergangenen Jahren oft deutlich kleiner ausfiel, als vom Bund erhofft. Der höchste Gewinn fiel hingegen im Jahr 2001 mit 11,2 Milliarden Euro an. Weidmann warnte jedoch auch vor steigenden Risiken. So erhöhte die Bank ihre Vorsorge für Risiken aus der Geldpolitik unter Führung der EZB (Wagnisrückstellungen) um 1,475 auf jetzt 17,9 Milliarden Euro. Damit rüstet sich die Bank beispielsweise für das Risiko, dass die gewaltigen Wertpapierbestände aus dem EZB-Anleihekaufprogramm infolge steigender Zinsen an Wert verlieren könnten.
Bisher verdiente die EZB und damit auch alle nationalen Notenbanken jedoch gut an den Staats- und Unternehmenspapieren, die im Gesamtumfang von 2,6 Billionen Euro zwischen März 2015 und Ende 2018 aufgekauft wurden. Dieser Gewinn wird auf die nationalen Zentralbanken aller 19 Euroländer verteilt, gut 26 Prozent und damit den größten Teil erhält gemäß ihres Kapitalanteils an der EZB die Bundesbank. Wichtigste Quelle des Bundesbankgewinns sind aber traditionell Zinserträge. 2018 stieg der Nettozinsertrag im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 Milliarden auf 6,2 Milliarden Euro.
Weidmann heißer Kandidat für Draghi-Nachfolge im Herbst
Durch die angesprochene Erhöhung ihrer Risikovorsorge setzt die Bundesbank nach Ansicht von Branchenexperten aber auch ein Statement hinsichtlich der europäischen Zinspolitik. Nicht wenige Beobachter rechnen wegen der konjunkturellen Abkühlung der letzten Monate nicht mehr mit einer Anhebung der Leitzinsen in diesem oder im kommenden Jahr. Bezüglich der angesprochenen Konjunkturdelle wollte Weidmann jedoch den mittelfristig positiven Ausblick nicht infrage stellen. Erfreut zeigte sich Weidmann über die Verlängerung seines Vertrages durch das Bundeskabinett um weitere acht Jahre. Trotzdem gilt er auch als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi, dessen Amtszeit in diesem Herbst endet.