Die Commerzbank hat wegen Kreditausfällen und der andauernden Niedrigzinsen im zweiten Quartal 2019 vor Steuern deutlich weniger verdient. Wie das Geldhaus mitteilte, sank der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent auf 298 Millionen Euro. Der Überschuss stagnierte dank hoher Steuererstattungen bei 271 Millionen Euro. Insgesamt verdiente die Commerzbank im ersten Halbjahr 391 Millionen Euro. In den ersten sechs Monaten 2018 waren es noch 533 Millionen Euro gewesen.
Commerzbank sieht sich dennoch auf dem richtigen Weg
Vor allem im Firmenkundengeschäft hat die Bank mit großen Problemen zu kämpfen. Das Ergebnis der Sparte rutschte im zweiten Quartal von 218 Millionen im Vorjahresquartal auf gerade einmal noch 22 Millionen Euro ab. Die Risikokosten erhöhten sich durch Belastungen aus einzelnen Kreditausfällen von 60 auf 155 Millionen Euro. Für das laufende Jahr peilt Vorstandschef Martin Zielke dennoch weiterhin einen etwas höheren Überschuss als im Vorjahr an. Dieses Ziel sei allerdings wegen der sich „spürbar eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Lage“ und der unsicheren Situation in der Weltpolitik „deutlich ambitionierter“ geworden, sagte Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels.
Trotz der enttäuschenden Zahlen, die noch deutlich schlechter ausgefallen waren, als von Analysten erwartet, sieht sich die Bank auf dem richtigen Weg. So nehme die Kundenzahl stetig zu, auch das Kreditvolumen sowie das verwaltete Vermögen steigen. Im ersten Halbjahr habe man zusammen mit der Direktbank Comdirect nette 232.000 neue Privat- und Unternehmenskunden gewinnen können, berichtet Engels. Damit hat das Geldhaus seit 2016 rund 1,3 Millionen Kunden hinzugewonnen, bis Ende kommenden Jahres will man die 2-Millionen-Marke geknackt haben. „Trotz aller Erfolge ist aber klar: Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu“, so Zielke. Dies werde „vermutlich weitere Investitionen erfordern“.
Neue Zusammenschlüsse aktuell vom Tisch
Die Commerzbank kämpft seit Jahren mit sinkenden Einnahmen, im zweiten Quartal gingen die um Sondereffekte bereinigten Erträge auf knapp 2,1 Milliarden Euro zurück. Mehrere der für 2020 ausgegebenen Mittelfristziele hat die Bank schon in den vergangenen Quartalen kassieren müssen. Um gegenzusteuern, arbeitet die Bank, bei der der Bund mit knapp 16 Prozent weiter größter Aktionär ist, aktuell an einer neuen Strategie, die sie im Herbst vorstellen will. Möglicherweise droht dabei auch ein weiterer Stellenabbau. Ende Juni waren noch 40.700 Menschen in Vollzeit bei der Commerzbank beschäftigt. Diese Zahl soll bis Ende 2020 auf 38.000 sinken. Nach den im April gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank sind zudem andere Zusammenschlüsse aktuell kein Thema mehr.