Zeitenwende: Fintech Wirecard ersetzt Traditionshaus Commerzbank im DAX

Bildquelle: wirecard.de / Wirecard

Das Fintech Wirecard hat die Commerzbank aus dem DAX verdrängtDas DAX-Gründungsmitglied Commerzbank muss seinen Platz in Deutschlands Top-Börsenliga für den Zahlungsabwickler Wirecard räumen. Wie Experten bereits im Vorfeld vermutet hatten, gab die Deutsche Börse nach Börsenschluss am gestrigen Mittwoch bekannt, dass die teilverstaatliche Großbank zum 24. September in den zweitklassigen MDAX absteigen muss. Mit über 23 Milliarden Euro ist der Börsenwert des bayerischen Finanzdienstleisters inzwischen mehr als doppelt so hoch wie der des traditionsreichen Geldhauses.

Wirecard-Aktie legt in einer Dekade um 3.000 Prozent zu

Mit diesem Wert stellt Wirecard sogar die Deutsche Bank in den Schatten, was den Paradigmenwechsel in der deutschen Finanzwelt unterstreicht. In dem Ausmaß, wie große Traditionsbanken an Marktmacht und Kundenakzeptanz verlieren, gewinnen Fintechs wie Wirecard an Bedeutung. Mehr und mehr verlagern sich die Geldströme heutzutage ins Internet und Wirecard profitiert davon: Es wickelt mit seiner Online-Technologie Zahlungen für seine Kunden ab und kassiert dafür Provisionen. Ob Verbraucher auf Internet-Seiten oder per Smartphone oder Tablet Reisen, Lebensmittel, Software oder andere Dinge einkaufen, oft ist Wirecard im Hintergrund der zentrale Vermittler zwischen Käufer, Verkäufer und deren Banken.

Zu den Kunden von Wirecard zählen dabei Kreditkartenanbieter wie Mastercard und Visa, Konzerne wie Microsoft oder Apple sowie Handelsketten wie Aldi oder Lidl. In Asien zählt der große Amazon-Konkurrent Alibaba zu den wichtigsten Partnern des Unternehmens aus dem bayerischen Aschheim. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund 1,5 Milliarden Euro und soll sich binnen zwei Jahren verdoppeln – und das bei nur rund 5.000 Mitarbeitern weltweit. Innerhalb von zehn Jahren hat die Wirecard-Aktie 3.000 Prozent an Wert zugelegt. Experten gehen davon aus, dass das Wachstum bargeldloser Zahlungen, vor allem in Asien, auch in den nächsten Jahren ungebrochen sein wird.

MDAX und SDAX werden aufgestockt

Ein weiteres Zeichen für den zunehmenden Bedeutungsverlust der Großbanken ist der ebenfalls zum 24. September wirksam werdende Abstieg der Deutschen Bank aus dem Eurostoxx50, dem Index für die wichtigsten Werte der Eurozone. Der MDAX wird von 50 auf 60 Mitglieder erweitert, der SDAX für kleinere Unternehmen schwillt sogar auf 70 Teilnehmer an, da Technologieaktien aus dem TecDAX zukünftig auch Zugang zum Index für mittelgroße und kleine Werte erhalten. So sind Bechtle, Qiagen, Siemens Healthineers, United Internet, Sartorius, Morphosys, Freenet, Siltronic, Evotec, Telefonica Deutschland, 1&1 Drillisch, Software AG und Nemetschek künftig sowohl im TecDAX wie auch im MDAX zu finden.

Autor: Thomas Krafft
Bildquelle: wirecard.de / Wirecard
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