Der Deutschen Bank steht neuer Ärger ins Haus: Heute nach Börsenschluss sollen in den USA die Ergebnisse des neuesten US-Stresstests bekannt gegeben werden. Und dabei schwant den Verantwortlichen um Neu-CEO Christian Sewing nichts Gutes. Für Deutschlands größtes Geldhaus könnte es vor allem deshalb schwierig werden, weil ihr US-Geschäft bereits in die Liste der Problemfälle der amerikanischen Notenbank aufgenommen wurde. Hauptkritikpunkt aus Sicht der Fed ist fehlendes Risikomanagement. So wurden die internen Kontrollsysteme als mangelhaft eingestuft.
Stresstest-Kriterien hart wie nie zuvor
Auch die Ratingagentur “Standard & Poor’s” senkte jüngst den Daumen und stufte die Deutsche Bank von “A-” auf “BBB+” herunter. Damit dürfte es für das Geldhaus mittelfristig teurer werden, sich am Markt Geld zu besorgen. All diese Widrigkeiten deuten stark darauf hin, dass die US-Tochter der Deutschen Bank zum zweiten Mal den Stresstest der Fed nicht bestehen könnte. Zuletzt war dies bereits 2016 der Fall. Bankchef Sewing beeilte sich jedoch, die Stärke seines Hauses zu betonen. So stehe auf Konzernebene die Finanzstärke seines Hauses außer Frage. „Unsere Kredit- und Marktrisiken sind so gering wie selten“, so Sewing weiter.
Vor zwei Jahren hatten die Aufseher der Fed der Deutschen Bank „zahlreiche und erhebliche Mängel“ attestiert und vor allem eine Schlampigkeit im Berichtswesen moniert. Dieses Mal könnte das Urteil noch vernichtender werden, denn das Frankfurter Geldhaus ist eine von sechs ausländischen Banken, bei denen die Notenbank ganz genau hinschauen will. Die Szenarien des Stresstests sind dabei so hart wie nie: Die Banken müssen beweisen, dass sie einen Konjunktureinbruch sowie einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf zehn Prozent überstehen würden. Der Test lasse Insidern zufolge den Aufsehern genügend Raum für Interpretationen, sodass eine Bank auch durchfallen könne, wenn sie zwar ausreichend kapitalisiert sei, ihr Risikomanagement aber Schwächen aufweise. Am Kapital sollte es auch nicht scheitern: Veröffentlichten Daten zufolge verfügt der US-Ableger der Deutschen Bank über eine harte Kernkapitalquote von rund 16 Prozent. Im Vergleich zu den meisten Mitkonkurrenten ist dies überdurchschnittlich.
Investoren prophezeien Ende der Deutschen Bank
Ob dies der Fed allerdings ausreicht, ist nun fraglicher denn je. Schön häufiger spielten für die US-Aufseher eher qualitative denn quantitative Merkmale die entscheidende Rolle. Einen Trost gibt es allerdings für die US-Tochter von Deutschlands größtem Geldinstitut: Sollte sie auch dieses Mal durch den Test fallen, wird sie ihre Geschäfte in den USA trotzdem weiter betreiben können. Allerdings dürfte sich das Testergebnis unmittelbar auf den ohnehin schwächelnden Aktienkurs des Geldhauses auswirken. Dieser liegt schon jetzt bei unter zehn Euro, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Einige Investoren prophezeien bereits das Ende der Deutschen Bank. So spekulierte Ingo Speich von Union Investment, dass der Druck in einem Stress-Szenario so groß werden könnte, dass eine Zerschlagung oder „Not-Fusion“ mit einer anderen Bank unumgänglich werde.