Die Deutsche Bank hat einen neuen Mann an der Spitze: Christian Sewing wird ab sofort neuer Vorstandvorsitzender und löst damit John Cryan ab, der ebenfalls mit sofortiger Wirkung von seinem bisherigen Amt zurücktritt und die Bank Ende April verlassen wird. Dies gab die Bank nach einem Krisentreffen des Aufsichtsrats bekannt. Sewing war bisher einer der beiden Stellvertreter Cryans und verantwortete den Bereich Privat- und Firmenkunden.
Sewing will Zügel bei der Deutschen Bank anziehen
Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner machte sich nach dem Beschluss auch direkt für den neuen starken Mann an der Spitze des größten deutschen Geldhauses stark: „Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat.“ Der Aufsichtsrat sei überzeugt, dass er die Bank erfolgreich in eine neue Ära führen werde. Christian Sewing hat fast sein komplettes Berufsleben bei der Deutschen Bank verbracht, angefangen 1989 mit der Ausbildung zum Bankkaufmann. Später nahm er eine Reihe von Führungspositionen im Risikomanagement sowie in der Konzernrevision des Hauses ein. Von 2005 bis 2007 war er Finanz- und Risikovorstand der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank.
In einer am heutigen Montag veröffentlichten Nachricht an die Mitarbeiter der Deutschen Bank forderte Sewing mit Blick auf die Erträge, die „Jägermentalität“ zurückzugewinnen und damit einhergehend eine Steigerung in allen Geschäftsbereichen. „Unser Start ins Jahr war solide, aber ‚solide‘ darf nicht unser Anspruch sein“, so der neue Konzernchef. Der Vorstand werde unter seiner Führung „harte Entscheidungen treffen und umsetzen“ sowie nicht mehr akzeptieren, dass „Kosten- und Ertragsziele verfehlt würden“. Außerdem müsse die Bank wieder schneller und effizienter werden: „Wir werden deshalb unsere internen Prozesse daraufhin überprüfen, dass wir Bürokratie oder Doppelarbeiten beseitigen“, so Sewing in seinem Statement weiter.
Teure Prozesse drücken seit Jahren auf das Ergebnis
Schon Vorgänger Cryan hatte bei vielen Altlasten der Bank versucht, aufs Tempo zu drücken. So trieb er den Abbau teurer Rechtsstreitigkeiten voran und brachte die Integration der Postbank sowie den Börsengang der Fondstochter DWS auf den Weg. Die Schwäche im einstigen Gewinnbringer der Bank, dem Kapitalmarktgeschäft, konnte aber auch Cryan nicht überwinden. Neben den teuren Rechtsstreitigkeiten drückte zuletzt auch noch die US-Steuerreform die Zahlen der Bank tief in den roten Bereich, was den Börsenkurs des Hauses in bis dato unbekannte Niederungen stürzte. Zumindest hier hat der Chefwechsel mit dem Start in den Handel am heutigen Montag bereits Wirkung gezeigt: Mit fast vier Prozentpunkten im Plus setzte sich die Aktie an die Spitze des Deutschen Aktienindex.