Die Liste der Skandale und Rechtsstreitigkeiten bei der Deutschen Bank ist lang: Libor-Skandal, diverse undurchsichtige US-Hypothekengeschäfte und vieles mehr. Der damalige Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann blickt anlässlich seines bevorstehenden 70. Geburtstags dennoch zufrieden auf seine zehn Jahre an der Spitze des größten deutschen Geldhauses zurück. Ganz anders der heutige Konzernchef John Cryan, der bereits im vergangenen Sommer moniert hatte, dass die Deutsche Bank nach der Finanzkrise in den Jahren 2007/08 zu spät damit begonnen habe, Probleme zu beheben.
Ackermann: Bank war für die Zukunft gut aufgestellt
Man wäre heute in einer besseren Verfassung, wenn man das, was man in den vergangenen zwei Jahren erledigt habe, schon vor sechs oder sieben Jahren getan hätte, so Cryan damals. Ackermann hält dem entgegen: „Ich bin auf die Leistung meines Teams sehr stolz. Gewiss waren auch wir nicht ohne Fehl und Tadel und haben Fehler gemacht, aber diese hielten sich vergleichsweise doch sehr in Grenzen.“ Und weiter: „Ich habe seinerzeit eine Bank an meine Nachfolger übergeben, die für die Zukunft gut aufgestellt war.“
Erst in der vergangenen Woche hatte Deutschlands größte Bank den dritten Jahresverlust in Folge bekanntgeben müssen, weil sie wegen der aktuellen US-Steuerreform die Verluste aus der Zeit der Finanzkrise nicht mehr in gleichem Maße auf künftige Steuern anrechnen kann. Demgegenüber gewährten sich die Bosse des Hauses selbst großzügige Boni, was ihnen von vielen Seiten großes Unverständnis einbrachte.
US-Konkurrenten verdienen längst wieder prächtig
Nach dem Abgang Ackermanns 2012 musste die Deutsche Bank allein bis 2015 rund 13 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten aufwenden. Dies sei, so Ackermann, zum Zeitpunkt seines Ausscheidens noch nicht absehbar gewesen. Unabhängig davon seien diese aber „einer guten Zukunft nicht im Wege“ gestanden.
Auch sonst weist der ehemalige Vorstandsvorsitzende Altlasten von sich. Nach der Finanzkrise habe das Geldinstitut rasch wieder Gewinne erwirtschaftet und Risiken verringert. Alles, was als korrekturbedürftig erkennbar gewesen sei, sei unter seine Ägide auch korrigiert worden. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass der Finanzkrise eine schwere Staatsschuldenkrise im Euroraum folgte. So lässt er denn auch die teuren Prozesskosten nicht als Ausrede für die Verluste der Deutschen Bank gelten: „Man muss sich nur die Wettbewerber vor allem in den USA ansehen. Die hatten ein Vielfaches an Rechtskosten zu verkraften und verdienen dennoch längst wieder prächtig. Das sind die Fakten.“