Die Sparda Bank Berlin steht kurz vor einem großen Tabubruch. Wie die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” berichtet, plant die Genossenschaftsbank, die nach eigener Aussage 500.000 Mitglieder zählt, Negativ-Zinsen auf das Tagesgeld einzuführen. Ab dem 1. September 2017 wird demnach ein sogenanntes “Verwahrentgelt” in Höhe von 0,4 Prozent eingeführt. Betroffen sind alle Einlagen ab einer Höhe von 100.000 Euro. Das Geldhaus begründet den Schritt damit, dass man die Kosten, die durch die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) entstünden, nun an die Kunden weitergebe. Man habe sich bemüht, diese so lange wie möglich von den eigenen Kontoinhabern fernzuhalten. Nun gehe es nicht mehr.
Der eigentliche Tabubruch: Privatkunden sollen zahlen
Der eigentliche Tabubruch ist nicht, dass die Sparda Bank Berlin Negativzinsen aufs Tagesgeld einführt. Einige Banken haben dies bereits in der Vergangenheit getan. In diesen Fällen waren es aber praktisch immer Unternehmen, die zur Zahlung der Negativzinsen verdonnert wurden. Die Sparda Bank Berlin ist die erste große Bank, die ganz bewusst Privatkunden zur Kasse bittet. Durch das “Verwahrungsentgelt” wolle man jene dazu bewegen, ein Gespräch “über alternative Formen der Geldanlage” anzunehmen, heißt es dazu vom Finanzinstitut. Anders ausgedrückt: Die Kunden sollen ins Investment-Banking ausweichen.
Nur ein Prozent der Kunden betroffen
Viele Kunden der Sparda Bank Berlin sind es nicht, die künftig mit Negativ-Zinsen rechnen müssen. Das Geldhaus geht davon aus, dass nur ein Prozent der Kontoinhaber betroffen sind. Allerdings muss man vermutlich sagen, dass es “noch” lediglich ein Prozent der Kunden sind. Seit etwa 1,5 Jahren haben Banken damit begonnen, Negativ-Zinsen einzuführen. Und immer weitere Kreise von Kunden werden erfasst. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis eine Bank den Schritt wagt und endgültig Negativ-Zinsen einführt.