Die großen Banken dünnen ihr Filialnetz aus Kostengründen immer weiter aus. Wie der “Tagesspiegel” berichtet, könnte der Schaden für die Kunden allerdings kleiner als gedacht sein. Demnach besitzen Supermärkte das Potenzial, kurz- und mittelfristig zum fast vollwertigen Ersatz für Bankfilialen zu werden. Schon jetzt können Kunden in vielen Supermärkten (und Tankstellen) Geld abheben – allerdings nur bis zu 200 Euro (bzw. 1.000 Euro an der Zapfsäule). In Pilotprojekten wird allerdings laut Quelle getestet, ob Kunden zugleich auch Rechnungen an der Kasse begleichen können. Das Verfahren verlangt offenbar wesentlich weniger Aufwand als Experten bislang dachten.
Limit von 200 Euro könnte fallen
Supermärkte verfügen demnach faktisch bereits über die Infrastruktur, damit Privatkunden alle alltäglichen Bankgeschäfte bei ihnen erledigen können. Rechnungen von Händlern benötigen beispielsweise lediglich Strichcodes, die Betrag und Konto eindeutig zuordnen. Die Leser im Markt, die Kartenzahlgeräte und deren Online-Verbindung erledigen den Rest.
Das etwas magere Bezahllimit von 200 Euro, das Banken und Supermärkte vor Jahren aus Sicherheitsgründen vereinbart haben, könnte deshalb auch bald fallen. Die Strichcodes können schließlich unverwechselbar gestaltet werden. Schon jetzt gibt es ein Projekt eines Start-Ups, das auf dem Smartphone spezielle Codes zur Ein- und Auszahlung generiert. Bislang steht jenes allerdings ausschließlich den Kunden der DKB und von N26 zur Verfügung.
Gebühren bringen Banken zusätzliche Einnahmen
Die Umwandlung der Supermarkt-Kasse zum Bankschalter ist ein Prozess, den – so scheint es – alle Seiten lieben. Die Kunden können sich einen Weg sparen, Supermärkte haben ein Argument mehr, um Konsument in ihre Räumlichkeiten zu locken – und Banken können Kunden auch dort binden, wo sie über keine eigenen Filialen verfügen. Einige Geldhäuser nehmen zudem Gebühren von einem bis zu zwei Prozent für Zahlungen an der Supermarktkasse und generieren so zusätzliche Einnahmen. Fraglich ist lediglich, ob alle Supermarkt-Kunden wollen, dass die Kassierer ihre sonstigen Rechnungen kennen.