Wer sich in diesen Tagen bei seiner Bank nach einem Immobilienkredit erkundigt, erlebt vermeintlich paradiesische Zustände. Die Zinsen sind noch immer derart niedrig, dass kaum einem Nicht-Experten auffallen dürfte, dass die durchschnittlichen Werte aus dem Mai zwölf Basispunkte über denen des Aprils lagen – allerdings waren die Immobilienzinsen im Mai auch auf ein neues Allzeittief abgesunken. Wie das “Handelsblatt” berichtet, ist der bislang kaum spürbare Anstieg jedoch erst der Anfang. Der Grund dafür ist jedoch kompliziert.
Chaos bei den Bundesanleihen führt zu steigenden Zinsen
Die Zinsen der Immobilienkredite hängen eng mit denen der Bundesanleihen zusammen. Diese haben direkte Auswirkungen auf die Pfandbriefe und jene wirken sich dann auf die Immobilienzinsen generell aus. Und eben diese Bundesanleihen haben in den vergangenen Wochen eine unvergleichliche Achterbahnfahrt hinter sich. Viele Werte stürzten auf ein Allzeittief ab – nicht aber jener für die zehnjährigen Anleihen. Innerhalb von nur wenigen Tagen stieg er stattdessen von 0,1 auf 0,7 Prozent an.
Bedenkt man, dass die Inflationsrate in Deutschland zuletzt bei 0,4 Prozent lag, ergab sich an dieser Stelle auf einmal ein sehr lukratives Geschäft auf dem Sekundärmarkt. Viele Inhaber der langlaufenden Anleihen konnten plötzliche sehr gute Preise erzielen und begannen mit Abverkäufen. Der Bund musste die Zinsen erhöhen, um selbst Abnehmer zu finden.
Zinswende oder temporäres Phänomen?
Das Chaos der Achterbahnfahrt hat dafür gesorgt, dass die Anleger vorsichtig wurden. Verhält sich eine Form des Investments unzurechnungsfähig, reagieren Anleger in aller Regel zurückhaltend, um das eigene Risiko zu reduzieren. Wie das “Handelsblatt” schildert, findet dies auch bei den Bundesanleihen derzeit statt, weshalb die Zinsen nicht wieder sinken. Solange sich hier die Situation nicht beruhigt hat, werden auch die Werte der Immobilienkredite weiterhin steigen und nicht wieder fallen. Ob wir dort allerdings nun tatsächlich die Zinswende erleben, von der seit Jahren gesprochen wird, bleibt fraglich. Vielleicht handelt es sich auch nur um ein temporäres Phänomen.