Euro-Gruppenchef und Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker hat scharfe Kritik an Teilen der deutschen Spitzenpolitik geübt. Er frage sich, erklärte der Regierungschef des Nachbarlandes in der “Süddeutschen Zeitung”, weshalb die Bundesrepublik sich den Luxus erlaube, in der Euro-Frage ständig Innenpolitik zu machen? Er würde gerne wissen, weshalb Deutschland die Euro-Zone “wie eine Filiale” behandele. Er wundere sich, schickte Juncker dieser deutlichen Rüge voraus, weshalb die deutsche Politik stets betone, sie wolle in Sachen Griechenland auf den Bericht der Troika warten, aber dann doch schon erkläre, was in dem bislang nicht erschienenen Dokument stehe.
Austritt Griechenlands “nicht Teil meiner Arbeitshypothese”
Beim Thema Griechenland rügte Juncker Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, der kürzlich erklärt hatte, ein Austritt der Hellenen aus der Währungsunion habe “seinen Schrecken verloren“, ohne dessen Namen direkt zu nennen.
Die “ganze Welt” rede darüber, ob die Euro-Zone zerfalle, so Juncker, deshalb müssten die Euro-Länder jetzt mit allen Kräften ihre unverrückbare Entschlossenheit beweisen, die Finanzstabilität der Währungsunion bewahren zu wollen. Dies gelte für alle derzeitigen Mitgliedsländer. Ein Euro-Austritt Griechenlands sei nicht Teil seiner Arbeitshypothese, betonte der Luxemburger.
Spitzentreffen im Urlaub zur Beruhigung der Situation
Eigentlich weilt die Bundesregierung derzeit im Sommerurlaub, doch es kam dennoch zu einigen Spitzentreffen, bei denen die Verantwortlichen einvernehmlich betonten, man werde alle Maßnahmen ergreifen, um den Euro zu stabilisieren. So traf beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel innerhalb weniger Tage erst mit dem französischen Präsidenten François Hollande und anschließend mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti zusammen, um gemeinsam mit diesen zu betonen, man werde “alles tun”, um den Euro zu verteidigen und die Beschlüsse des jüngsten Brüsseler Gipfels in die Tat umzusetzen.
US-Finanzminister Timothy Geithner besucht zudem seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble in dessen Feriendomizil auf Sylt, um mit ihm ebenfalls gemeinsam über Wege aus der Krise zu sprechen. Anschließend reist der Amerikaner nach Frankfurt weiter, um sich dort mit EZB-Präsident Mario Draghi zu beraten.