Die Schwellenländer haben damit begonnen, sich aus dem Euro zurückzuziehen. Wie die “Financial Times” berichtet, haben die Zentralbanken von Ländern wie Brasilien oder Indien in den letzten Wochen angefangen, massiv ihre Euroreserven abzubauen, um auf diese Weise die eigene Währung zu stabilisieren. Amerikanische Großbanken bestätigen die Meldung: Im Mai ist es demnach zu einem “ungewöhnlich starken Euroverkauf” der entsprechenden Notenbanken gekommen. Auch Hedgefonds und sonstige institutionelle Investoren trennen sich demnach von der Gemeinschaftswährung, weil sie vorerst an keine Krisenerholung glauben. Bislang kauften die Zentralbanken eigentlich den Euro an, um auf diese Weise ein Gegengewicht zum US-Dollar zu schaffen.
Muss auch Zypern unter den Rettungsschirm?
Die Meldungen über die Abverkäufe drückten die Stimmung auf den Finanzmärkten in den Kellern, so fiel der DAX heute erneut unter die Marke von 6.000 Punkten. Erschwerend hinzu kommt das Problem, dass sich die Krise auch im Inneren noch einmal verschärft, denn Zypern muss wohl als viertes Mitgliedsland Hilfe vom Eurorettungsfonds EFSF erbitten. Der geteilte Inselstaat sei durch die Ereignisse in Griechenland zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, als dass er sich noch alleine helfen könnte, heißt es. Wohl noch im Juni wird Zypern deshalb offiziell um Hilfe ersuchen.
Politische Reform der Eurozone?
Ebenfalls noch ihn diesem Monat wird auch ein anderes Dokument erscheinen, auf welches die gesamte EU mit Spannung blickt, denn dann veröffentlicht eine europäische Arbeitsgruppe, die vom derzeitigen Ratspräsidenten Herman Van Rompuy geleitet wird, sogenannte “Eckpunkte”, die den Fahrplan für die kommenden Jahre vorgeben und aufzeigen sollen, wie sich Europa aus der Krise befreien kann. Dabei wird es wohl erstmals zu einem Tabubruch kommen, denn nach Informationen von “Welt Online” sieht diese Roadmap eine vertiefte Integration nur für die Eurozone vor.
So könnten die 17 Mitgliedsstaaten gemeinschaftlich eine Finanztransaktionssteuer beschließen und einen eigenen Finanz- und Wirtschaftsausschuss im europäischen Parlament bekommen. Rückenwind für solche Vorschläge kommt von der EZB, die der Meinung ist, die Eurozone müsse schon aufgrund des “gemeinsamen Geldes eine Vorreiterrolle spielen.”