Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, hält die Euro-Krise größtenteils für ausgestanden. Der neue Fiskalpakt der Euro-Staaten sei diesbezüglich der richtige Weg, erklärte der Italiener im Gespräch mit der “Bild” und fügte an, das Schlimmste sei vorüber, auch wenn es noch Risiken gebe. Die Lage stabilisiere sich zusehends. Dafür seien auch die Geldschwemme der EZB nötig gewesen, so der 64-Jährige weiter. Die Notenbank hatte in den letzten drei Monaten rund eine Billion Euro an die europäischen Banken zu einem Zinssatz von nur einem Prozent verliehen. Draghi selbst beschrieb den Vorgang als den “Einsatz der dicken Bertha” (ursprünglich ein Artilleriegeschütz aus dem Ersten Weltkrieg), der in der Krise unumgänglich gewesen sei.
Keine Transferunion, kein Austritt Griechenlands, keine Eurobonds
Gerade in Deutschland war dieser Politik des billigen Geldes umstritten. Die Bundesbank äußerte sogar öffentlich ihre Bedenken. Doch was seine künftige Politik angeht, ist Draghi wieder voll auf einer Linie mit der Bundesregierung. So sprach sich der Italiener gegen einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus und verneinte ebenso die Idee einer ständigen Transferunion, in der Geld von den reichen Mitgliedsstaaten in die ärmeren Länder auf Dauer fließen könnte, um deren Finanzen zu konsolidieren.
So könne man das Geld der Steuerzahler nicht schützen, ist der 64-Jährige überzeugt. Aus diesem Grund sei er auch gegen gemeinsame europäische Staatsanleihen (Eurobonds), denn für diese sei es noch zu früh.
Konflikt mit der Bundesbank?
Ganz so harmonisch, wie diese Einlassungen wirken, ist die Situation rund um die EZB aber offenbar nicht, wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtet. So wandle vor allem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nahe an der Toleranzgrenze des Italieners, weil dieser immer wieder öffentlich Kritik am Kurs der Notenbank geübt hatte.
So kam beispielsweise vor einiger Zeit ein Briefmann Weidmanns an den EZB-Präsidenten in die Zeitungen, der eigentlich vertraulich zu behandeln gewesen wäre. Bis heute beteuert der Bundesbank-Chef, er habe das Schreiben nicht an die Öffentlichkeit gegeben. Das Verhältnis zwischen den beiden wichtigsten europäischen Notenbankern gilt seit diesem Zeitpunkt als gespannt.