Die europäischen Großbanken, die von der EU dazu verpflichtet worden sind, bis zum Sommer ihre Kernkapitalquote auf neun Prozent zu erhöhen, werden dieses Ziel wohl nicht nur erreichen, sondern noch deutlich übertreffen. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) erklärte nach einem Treffen am Donnerstagabend, dass die Geldhäuser wohl durchschnittlich 26 Prozent mehr Geld einsammeln werden, als sie gemusst hätten. Die Idee dahinter sei, dass die Banken Spielraum haben wollten, falls sich einige der Maßnahmen zur Erhöhung der Kernkapitalquote nicht hätten realisieren lassen. Die Commerzbank sammelte aus diesem Grund statt der geforderten 5,3 Milliarden Euro sogar 6,3 Milliarden Euro ein.
Keine Kreditklemme – Überprüfung der Gewinnerwartungen
Die EBA gab zudem bei einer Sorge, die in den letzten Wochen stetig größer geworden war, Entwarnung: Es sei demnach nicht zu befürchten, dass die Erhöhung der Kernkapitalquote zu einer Kreditklemme führen werde. Eine Einschränkung der Kreditvergaben mache weniger als ein Prozent der Maßnahmen aus, durch welche die Geldhäuser die geforderte Kernkapitalquote erreichen wollen.
Ein anderer Punkt macht den europäischen Aufsehern hingegen noch Sorgen, denn viele der Banken hatten erklärt, sie wollten Gewinne bis zum Sommer einbehalten und dabei teilweise sehr optimistische Renditeziele ausgegeben. In solchen Fällen habe man die nationalen Bankenaufsichtsbehörden angewiesen, Ersatzpläne einzufordern, versicherte die EBA.
Deutsche Banken schielen auf neuen EZB-Tender
Während die Banken also die Erhöhung der Kernkapitalquote schaffen werden, hoffen insbesondere deutsche Banken laut “Financial Times Deutschland” darauf, dass die EZB mit einem weiteren Tender für eine Kapitalisierung der Finanzinstitute sorgen wird. Beim ersten Tender, der Ende Dezember ausgeschüttet wurde und den europäischen Banken fast 500 Milliarden Euro brachte, hielten sich die deutschen Geldhäuser noch zurück, weil es sich dabei letztlich nur um “ein Kreditersatzgeschäft” handele, so BayernLB-Chef Gerd Häusler.
Das nächste Mal müsse man allerdings mitmachen, um keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden und weil “das Geld exorbitant günstig” sei, verrät das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Hermann-Josef Lamberti. Schon Ende Februar soll es demnach so weit sein.