Die Frankfurter Börse und die New Yorker NYSE dürfen nicht fusionieren. Die EU-Kommission untersagte die Verschmelzung der beiden Aktienmärkte mit dem Hinweis, dass durch eine Fusion eine so große Börse entstehen würde, dass diese “in erheblichem Maße effektiven Wettbewerb” verhindern würde. Tatsächlich hätte die neue Börse, an der die Frankfurter 60 Prozent gehalten hätten und die über eine niederländische Dachgesellschaft gesteuert werden sollte, 90 Prozent Marktanteil im europäischen Derivatenhandel und damit in diesem Bereich ein De-Facto-Monopol gehabt. Gerade an diesem stieß sich Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia.
Rettungsversuche halfen nicht – Kritik an der EU-Kommission
Bis zuletzt hatten New York und Frankfurt versucht, ihre Fusionspläne zu retten. Die beiden Börsen waren deshalb sogar bereit, das gesamte Aktienderivate-Geschäfte der Liffe (beide Partner wollen die Geschäftszweige, die sich überschnitten hätte, abstoßen) zu verkaufen. Der Vorschlag half nicht, weshalb Reto Francioni scharfe Kritik an der Entscheidung der Brüsseler Behörde übte. Für den Chef der Deutschen Börse ist die Marktdefinition der Kommission “realitätsfremd verengt”.
Die Entscheidung habe einzig verhindert, dass die Schaffung einer in Europa beheimateten und global führenden Börsenorganisation verhindert worden sei. Bis zuletzt wurde spekuliert, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich möglicherweise noch einmal in den Prozess einschalten würde, um die Fusion zu retten. Doch die Bundesregierung begrüßte die Fusionspläne offiziell zwar, intervenierte jedoch nicht.
Fusionspläne sind begraben
Weitere Versuche, die Fusion doch noch durchzusetzen, wird es nicht geben. Die NYSE Euronext wird die Fusionsvereinbarung aufkündigen, das vorübergehend eingestellte Aktienrückkaufprogramm wieder starten und versuchen, das eigene Derivategeschäft deutlich auszubauen.
Für Frankfurt und die Deutsche Börse ist Francioni auch ohne die Fusion guter Dinge. Zwar sei nun ein zäher Wettlauf aller Börsenplätze zu erwarten, doch insgesamt sei sein Haus gut gerüstet und verfüge über genügend Kraft, auch ohne den Zusammenschluss mit New York weiterzuwachsen, versicherte der Vorstandschef.