Am heutigen Freitag schlägt für Europas Banken die Stunde der Wahrheit. Die systemrelevanten Geldhäuser müssen bei ihren nationalen Aufsichtsbehörden nachweisen, wie sie bis zum Sommer eine Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen können. Den entsprechenden Fehlbetrag hatte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA im vergangenen Jahr über einen Stresstest ermittelt. Überzeugt der Plan eines Geldhauses die zuständige Aufsichtsbehörde nicht, droht der Bank im schlimmsten Fall die Verstaatlichung.
Commerzbank und Deutsche Bank ganz entspannt
In der Bundesrepublik mussten insgesamt sechs Banken bei der BaFin nachweisen, wie sie gedenken, genügend Kapital einzunehmen, um auf die geforderte Quote zu kommen. Sorgenkind war diesbezüglich die Commerzbank, die mehr als 5,3 Milliarden Euro finden musste. Doch auch die zweitgrößte deutsche Privatbank kann den geforderten Wert wohl ohne Staatshilfen erreichen und ohne, dass die Allianz ihre bislang stille Einlage umwandelt. Stattdessen baut die Bank Risikoaktiva ab, veräußert einigen Anlagen, zieht die Mitarbeiter zur Mithilfe heran und kann unerwartete Gewinne ebenfalls auf der Habenseite verbuchen.
Insgesamt wird die Commerzbank auf diese Weise sogar rund 6,3 Milliarden Euro einnehmen. Problemlos wird auch die Deutsche Bank die Lücke von 3,2 Milliarden Euro schließen können. Das Frankfurter Geldhaus behält dafür Gewinne ein. Die DZ Bank schließt ihre Lücke auf die gleiche Weise. Spannend bleibt dagegen, wie Nord LB, Helaba und West LB die geforderte Kapitalquote erreichen wollen.
Positive Nachrichten aus den USA beflügeln die Finanztitel
Für positive Nachrichten sorgen auch die beiden amerikanischen Finanzinstitute Bank of America und Morgan Stanley, die beide bessere Zahlen vorlegen konnten als die Anleger erwartet hatten. An den Börsen legten die Finanztitel aus diesem Grund deutlich zu. Dies wurde auch dadurch befördert, dass sowohl Frankreich als auch Spanien problemlos mehrere Milliarden an neuen Staatsanleihen einsammeln konnten und dafür weniger Zinsen als noch im Dezember zahlen mussten. Die Herabstufung der französischen Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor’s scheint diesbezüglich keine negativen Auswirkungen zu haben.