Die schweizerische Großbank Credit Suisse wird der US-Steuerbehörde IRS vertrauliche Kundendaten von mutmaßlichen amerikanischen Steuersündern aushändigen. Dies bestätigte das Geldhaus am heutigen Mittwoch selbst. Demnach hat sich die IRS auf dem Amtsweg an die eidgenössische Steuerverwaltung der Schweiz gewandt und diese um Beihilfe gebeten. Die heimische Behörde forderte daraufhin das Finanzinstitut auf, die Daten an die Amerikaner auszuhändigen. Man werde dem Begehren deshalb nachkommen, erklärte ein Sprecher der Bank.
Das strategische Einlenken der Credit Suisse
Unklar ist jedoch, in wie vielen Fällen Kundendaten von der Credit Suisse, die sich bislang vehement gegen eine solche Maßnahme gewehrt hatte, an die IRS übergeben werden. Weder die Bank noch die schweizerische Steuerbehörde wollten diesbezüglich Auskunft erteilen. Sicher ist dagegen, dass die plötzliche Kooperationsbereitschaft der Credit Suisse vor allem strategischen Überlegungen geschuldet sein dürfte.
Das Bankhaus wird von den USA bereits seit langem beschuldigt, eigenen Staatsbürgern bei der Steuerhinterziehung zu helfen. Ein entsprechender Prozess hat in den Vereinigten Staaten bereits begonnen, für den die Bank extra im dritten Quartal rund 239 Millionen Euro zurücklegte. Die Bank hofft vermutlich, durch Wohlverhalten die Folgen des Gerichtsverfahrens abzufedern oder sogar zu einer außergerichtlichen Einigung mit der IRS zu kommen.
Nicht nur die Credit Suisse im Visier der USA
Die Credit Suisse ist jedoch nicht das einzige Bankhaus aus der Schweiz, das sich im Visier der amerikanischen Steuerfahnder befindet. Die US-Behörde ließen wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung im August zwei internationale Haftbefehle gegen Mitarbeiter der Basler Kantonalbank ausstellen und kündigte an, ähnlich rigide auch gegen jeden anderen Bankmitarbeiter vorzugehen, der US-Amerikanern bei der Steuerhinterziehung helfe.
Eigentlich sollte dieser Konflikt durch einen Global Deal bereits seit Monaten gelöst sein, der es den USA ermöglichen würde, auch im Ausland Steuerhinterziehung effektiv zu bekämpfen. Doch die Gespräche mit der Schweiz über eine solche Übereinkunft wurden im Juli abgebrochen, da die Schweizer um ihr Auslandsgeschäft mit vermögenden Privatkunden fürchteten.